Archiv des Autors: Katrin von Egidy

Ausstellung „Wunderland“ 16.05.-30.10.2023

Zur Eröffnung der Ausstellung am Dienstag, 16. Mai 2023, 19:30 Uhr laden wir Sie, Ihre Freundinnen und Freunde sowie alle Interessierten herzlich in das *sowieso* ein.

Vorstand & Team

Frauen für Frauen e. V.

Ausstellungsdauer: 17.05. – 25.08.2023

Verlängert bis 30. Oktober 2023

Besichtigung nach telefonischer Vereinbarung

Angebots-Ausstellung im Kabinett

Angebots-Ausstellung im Kabinett vom 17.12.2021 – 28.01.2022

(geschlossen: 24./25.12./31.12.2021 & 01.01.2022)

 in der Galerie Mitte Dresden

 Striesener Str. 49 // 1. Etage

 01307 Dresden

Zur Ausstellungseröffnung am 16.12.21  um 1930 Uhr laden wir herzlich ein.

Es gelten die aktuellen Coronabestimmungen der Sächsischen Corona-Schutz-Verordnung

Katalog Little Boxes

Im Katalog Little Boxes aus dem Jahr 2021 finden sie eine Übersicht über die Werke von Katrin von Egidy aus den Jahren 2013-2021.

Das mit 60 Seiten ist farblich illustriert und informiert mit Texten von Karin Weber und der Kunsthistorikerin Andrea Dreher über die Person von Katrin von Egidy.

Die Exemplare sind zu je 12,50€ zu erwerben. Hierzu können sie mich gerne kontaktieren oder im Atelier bei einer der Veranstaltungen besuchen.

Über eine (Er)Finderin

Karin Weber – Kunstwissenschaftlerin:

„Bilder, nicht Abbilder dehnen das Bewußtsein, weiten den Blick in unbekannte Räume.“ Woldemar Winkler

(1902-2004) Katrin von Egidy ist eine Finderin, die eine Erfinderin ist, eine Zauberin, die ihr magisches Handwerk beherrscht, eine Spielerin, die der Dramaturgie ihrer inneren Geschichten mit Vergnügen folgt. Wie eine Traumtänzerin, allerdings mit logischer Konsequenz, bewegt sie sich in den Bildwelten, die sie selbst erschaffen hat. Alles begann, als sie eine kleine filigrane Stickschere geschenkt bekam. Sie erinnerte sich daran, dass sie als Kind mit großem Interesse die Zigarrrenalben ihres Großvaters durchgeblättert und die Bilder Alter Meister von der Renaissance bis zum Barock verinnerlicht hatte. Es war immer ein männlicher Blick auf die Frau, als Muse, Geliebte, Verführerin oder rätselhafte
Prophetin, den sie erkannte. Aus Kunstpostkarten begann Katrin von Egidy die gemalten Frauen auszuschneiden, um sie aus ihrer zugewiesenen Rolle zu befreien und einer neuen Szenerie zuzuordnen. „Es ging den Frauen danach besser“, sagte sie mir schmunzelnd während eines Atelierbesuches.


Sie lebt und arbeitet auf dem Elbhang in Dresden, mit Blick auf die Stadt. Von hier aus lässt sie ihrer Phantasie freien Lauf. Waren es zuerst Klappkarten, denen sie die ausgeschnittenen Frauenfiguren zuwies, diese mit Goldfäden umspann, in Stoffe hüllte und auf gestanzte Tapetenreste beheimatete, mit weiblichen Accessoires wie Knöpfen und Federn schmückte, wuchs die Perspektive bald. Es drängte sie zu einer räumlichen Bildsprache, die sich zu einer Inszenierung in Schaukästen weitete, die entfernt an barocke Reliquienschreine erinnern mögen. So entstand und entsteht immer wieder neu ein kreatives Flechtwerk des Geistigen und Künstlerischen in der Auseinandersetzung mit
traditionellen Rollenspielen. Die phantasievollen Eingebungen werden aus unterbewussten Inspirationen gespeist, aus Assoziationen mit dem Wissen um eigenen Erfahrungen und Erlebnisse, der Poesie der Philosophie, der Erkenntnisse um die Geschichte der Kunst, aus Automatismen und Zufällen und vor allem aus dem Spieltrieb. 1968 in Leipzig geboren, hat die gelernte Textilkauffrau, Philosophie und Theologie studiert, war Gasthörerin an der Dresdner Kunsthochschule, hat sich als Yogalehrerein und Ergotherapeutin ausbilden lassen. Ihr allumfassendes Thema war die Fragestellung, warum nehmen Menschen die Wirklichkeit verschiedenartig war und warum erleben sie die Wirklichkeit so unterschiedlich. Alle Erkenntnisse ihres bisherigen Lebensweges fließen verwandelt in ihre märchenhaft versponnenen, grotesk romantischen, entrückt bedrängenden, hintersinnig entlarvenden Inszenierungen in „little
boxes“ ein.


Ihre Arbeitsweise ist zu vergleichen mit einem Balanceakt, der die polaren Kräfte von Ratio und Unbewusstem, von Planung und Zufall, Ordnung und Chaos ausgleicht. Sie spielt mit den Kräften und Energien des magisch Irrationalen. Es ist ein Lebensgefühl des Fließens und Verwandelns, das die Künstlerin prägt. Tatsächlich geht es auch hier um Wahrnehmung und Verständnis der Realität in einem Werden.


Sie fügt Fundstücke zusammen. In ihrem kleinen Atelier befinden sich Unmengen von gesammelten Materialien: Knöpfen, Stoffen, Federn, Schwemmholz, ornamentale Papiere, Garne, Bänder, Murmeln, Federn, Tapetenreste, Muscheln, Broschen, Hutnadeln, Kunstpostkarten…


„Irgendwann findet das Material zu sich“, davon ist Katrin von Egidy überzeug. Es warten viele angefangene Kästchen auf die vollendende Inspiration. Durchgestaltet ist dann jeder Zentimeter in den Dioramen. Die zumeist poetischen Titel geben den Bildräumen weitere Dimensionen: Stern von Naxos, Das rote Band, Das Schweigen der Frauen, Dunkle Tage, Wenn Gott würfelt…


Die hintergründige Poesie der Titel öffnen Verschlossenes und Verschließen nicht selten auch scheinbar Offenes. So bleibt ein Geheimnis gewahrt. Die Künstlerin lässt sich ins Unbewusste fallen, um ihre inneren Geschichten, manchmal
detailverliebt, zu realisieren, sie letztlich einem Gedanken, den man sprachlich nicht genau formulieren kann, unterzuordnen, um diesen bewusst zu wandeln. So erhalten die Zusammenstellungen eine magische, ja fast sakrale Funktion, sind sie mit einer geheimnisvollen Aura umhüllt, wobei mitunter auch ein ironischer Aspekt mitspielt. Die perspektivistischen Werke weiten sich. Sie besitzen Ereignischarakter, haben demzufolge Anteil am eigenen Lebensprozess. Der Weg zum Bild ist nicht geplant, er fällt ihr zu: Fund und Erlebnis verbinden sich zur Imagination, die auf dem langwierigen Weg der Gestaltung des Bildes ihre gültige Form findet. Katrin von Egidy ist oftmals nahezu besessen von ihrer Bildidee. So ist es ihr schon passiert, dass sie sich spontan den Rand ihrer Bluse abgeschnitten hat, um den Stoffrest passend in eine Komposition einzufügen.


Nur einem geduldigen Betrachten erschließen sich Vielfalt und Einheit, Materialität und Ordnung als spannungsreiches Glück! Endlos ist es möglich, die materielle und formale Vielfalt zu genießen, da man spürt, es lebt ein „klopfendes Herz“ innerhalb der Freiheit des Geistes. Denn der Fund außen wird von Katrin von Egidy nur gesehen, da es einen Fund innen gibt.


Eine gewisse Wandlung ist nunmehr spürbar, ausgelöst durch ein Stipendium in Norwegen, wo Katrin von Egidy 2019 als „artist in residence“ mit mehreren anderen Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt weilte. Es entstanden „neue Welten“ in hölzernen Kästen. Wie auf einer Bühne inszenierte sie Schwemmhölzer, Angelhaken und Kieselsteine zu ornamental reduzierten, ästhetisch strukturierten Reihungen.

„Wenn ich in meine Arbeit versinke, löst sich der künstliche Begriff der Zeit wieder in seine reale Zeitlosigkeit auf… Sollte nicht das Unerklärliche, was wir Kunst nennen, ein ahnendes Bindeglied zwischen Zeit und Ewigkeit sein?!“ Woldemar Winkler (1902-2004)

Karin Weber
im Januar 2021